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Pflege der Bäume und Sträucher: Winterschnitt kontra Sommerschnitt

Bäume werden traditionsgemäss im Winter geschnitten. Doch woher kommt diese Gewohnheit? Bauern schneiden in dieser Zeit die Obstbäume. Die Gärtner beschneiden die Zier- und Fruchtbäume im Garten. Beides sind Berufsgruppen, die von Frühjahr bis Herbst vollends mit anderen Arbeiten beschäftigt sind. Ein Winterschnitt bietet sich daher an. Aus Sicht der Bäume sieht das aber etwas anders aus.

Die Stoffwechselphasen unserer Gehölzpflanzen

März bis April: Die Assimilate des Vorjahres werden mobilisiert, der Saftfluss transportiert die notwendigen Stoffe zu den austreibenden Knospen.

Mai bis August: Im Sommer findet das Dicken- und Längenwachstum statt. Die Photosynthese und die Stoffwechselproduktion laufen auf Hochtouren.

August bis Oktober: Die überschüssigen Assimilate werden von den Blättern ins Holz für das nächste Jahr eingelagert.

Von November bis Februar ruhen diese Wachstumsprozesse.

Infolge dieses Jahresablaufs wirkt sich ein Sommer- oder Winterschnitt für den Baum unterschiedlich aus. Er reagiert darum auch unterschiedlich für den an sich gleichen Eingriff.

Ein Sommerschnitt bevorzugen? Ja!

Wird das Holz jedoch während der Vegetationsruhe verletzt, finden keine Abwehrmechanismen statt. Das betroffene Gewebe wird weder gegen das Eintreten von Luft noch gegen das Eindringen von Bakterien und Schadpilzen abgeschottet. Es bildet sich kein Wundverschluss. Der Schnitt bleibt ungeschützt, bis im Frühjahr die physiologischen Prozesse wieder anlaufen.

Einige Gattungen neigen infolge des Winterschnittes zum `Bluten`, sobald sie im Frühjahr in Saft treten: z. B. Ahorn, Birke, Nussbaum. Der austretende Saft enthält gelösten Zucker und ist somit ein attraktives Nährsubstrat für Bakterien und Pilze.

Seiner Krone mehr oder minder stark beraubt, jedoch reich an eingelagerten Nährstoffen, wird der Baum mit einem übermässigen Kompensationswachstum antworten. Der mit der Schnittmassnahme gewünschte Auslichtungseffekt wird in kurzer Zeit zunichte gemacht.

Fazit

Ein Sommerschnitt begünstigt eine schnelle Wundheilung und übermässiges Wachstum sowie verhindert das Austreiben ´schlafender Augen`. Auf keinen Fall sollen Bäume und Sträucher während des Laubaustriebs im Frühjahr und während der Blattverfärbung und des Laubfalls im Herbst beschnitten werden.

Ausnahmen

Für das Schneiden von Fichten und Föhren kann ein Winterschnitt empfohlen werden. Das an der Schnittstelle austretende Harz verschliesst die Wunde und wirkt antimikrobiell.

Platanen werden ebenfalls im Winter geschnitten, weil die flaumige Behaarung der Blätter Schleimhautreizungen auslösen kann.

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Julian Sonntag
Bauführer Gartenpflege

Unser PflanzenDOC – Julian ist der Experte rund ums Thema Pflanzen.